Weichen müssen – gestellt werden!
Wie Christiane Rösel ihren neuen Lebensabschnitt beginnt
Nicht die anderen – ich bin dran. Zunächst mit dem Übergang aus der Festanstellung in die Freiberuflichkeit. Ein „Probelauf“ Richtung Ruhestand. „Was ist das Problem?“, fragte vor kurzem eine Freundin. Gute Frage! Meine Antwort: „Strukturen fallen weg und Homeoffice kann sich auch einsam anfühlen!“ Ab jetzt ergibt sich nichts von selbst. Andrerseits eröffnet es auch neue Möglichkeiten.
Warum ich das erzähle? Weil ich gerade selbst noch einmal so einiges zu Übergängen lerne.

„Zwischenland“ (neutrale Zone): die Zeit zwischen Abschied und Neuanfang!
Vieles wissen wir, aber es ist noch einmal „eine andere Nummer“, es selbst einzuüben. Und ich bin auch ein bisschen erstaunt, dass es mich so durchschüttelt. In Gesprächen mit Freunden, in der Vorbereitung zur neuen Podcaststaffel werde ich sehr hellhörig – was kann ich dazu von anderen lernen? Thomas Maier spricht zum Beispiel davon, dass sich diese Zeit wie eine „Seelen-Mischung“ anfühlt, und dass er viel mit seiner Frau darüber spricht. Fragen wollen nicht nur zur Kenntnis genommen werden, sondern müssen jetzt konkret gelebt werden:
• Was ist nicht mehr?
• Was ist noch nicht?
• Wie fühlt sich dieses „Zwischenland“ an?
„Zwischenland“? Das beschreibt es richtig gut. Was ist nicht mehr und was ist noch nicht? Und gibt es „Trittsteine“, die helfen können, vom Alten zum Neuen zu wechseln? Und ich lerne noch einmal: Übergänge beginnen nicht mit einem Anfang – sondern mit einem Abschied, und der will gestaltet werden. Keine große Geschichte, aber wir planen einen gemütlichen Abend mit Freunden. Ein Abschiedsfrühstück für Kolleginnen und Kollegen und dann geht etwas zu Ende. Eine Aufgabe im Verband, die neben allen Herausforderungen wichtig für mich war, hier im Süden anzukommen.

„Trittsteine“ im „Zwischenland“
In dieser Phase wird auf einmal sehr deutlich: Was ist mir wichtig? Welche Werte bestimmen mich – oder was ist schlicht und ergreifend wohl eher ein Lippenbekenntnis, als ein tatsächlicher Wert? Wofür ich mir Zeit nehme beschreibt meine innere Werteskala! Wo darf sich da an dieser Schnittstelle etwas verändern? Und wie übe ich es ein? Wir leben nicht von unserem Tun, sondern von unserem Sein! Ja, genau? Aber wenn ich ehrlich bin, steckt auch in meiner „norddeutschen Seele“ viel „schwäbische Schaffermentalität“. Und dieses Sein übe ich seit einigen Jahren – bin aber vermutlich noch ganz am Anfang. Wie sehen nun ganz konkret einige „meiner Trittsteine“ aus?
• Tages- und Wochenstruktur planen!
Da gibt es weiter Projekte, Termine, Artikel – aber Besuche und Begegnungen rutschen weiter nach oben! Das braucht Initiative – aber wirklich immer freuen sich alle. Deshalb bitte mehr davon! Anderes bleibt dann eben liegen. Es geht – wenn auch nicht immer.
• Lokale Kirchengemeinde:
Wie „beheimate“ ich mich stärker, nach vielen Jahren des Unterwegsseins? Das ist nun sicher eine Besonderheit für Hauptamtliche. Nach einem Liturgiekurs steige ich vor Ort in die Gottesdienstleitung ein. Eine Gelegenheit, einige Menschen kennenzulernen.
• Gemeinsam Sportlich aktiv sein
Tja, das steht noch auf meiner inneren „To-do-Liste“ für den Herbst, mir da eine Gruppe zu suchen.
• Familie und Freunde
Ob sie merken, dass sich bei mir etwas verändert? (Vermutlich müsstet ihr sie selbst fragen!) Aber ich wünsche es mir, dass es so ist!
• Welches Hobby bekommt mehr Zeit?
Gerade lese ich viel zum kreativen Schreiben. Schreiben, einfach nur so und für mich. Vielleicht auch Schreiben in Gemeinschaft – mal schauen.
Warum ich das so persönlich erzähle? Nicht weil ich glaube, dass mein Leben so spannend und besonders ist, dass es erwähnt werden müsste. Aber mir hilft es, wenn andere ehrlich von ihrem Übergang erzählen: Was gelingt? Wo ringen sie noch? Wie sehen ganz konkrete Schritte aus!
Deshalb zum Schluss:
• Was ist deine Übergangsgeschichte?
• Was hast du gelernt und was hat dir geholfen?
• Wie begleiten wir in unseren Kirchen und Gemeinden Menschen auf diesem Weg?
Schreib uns von deinen Erfahrungen. Wir freuen uns. 🙂
Kontakt zu Christiane Rösel aufnehmen: www.christianeroesel.de

Autorin: Christiane Rösel,
Gastgeberin des Podcasts Vorwärtsleben, Autorin und Referentin