Babyboomer finden in Gemeinden zu wenig Beachtung
Der Kurs «Gemeindebau mit den GenerationenPLUS» der Akademie GenerationPLUS des Theologischen Seminars St. Chrischona (TSC) fand im Mai 2025 erstmals statt. Es nahmen 24 Männer und Frauen teil, denen (ihre) Gemeinde am Herzen liegt: ehrenamtlich Engagierte, Mitverantwortliche aus Gemeindeleitungen, Hauptamtliche, Singles und Ehepaare im Alter zwischen Mitte 40 und Mitte 70.
Im Fokus stand zunächst die Lebenswirklichkeit der 55 bis 75-Jährigen in der Gemeinde. Diese Altersgruppe besteht mehrheitlich aus Babyboomern und findet in vielen lokalen Kirchengemeinden als Altersgruppe kaum Beachtung. Sie fällt irgendwann vor allem dadurch auf, weil sie sich nicht für die klassischen Formate der Seniorenarbeit interessiert. Der Hauptgrund ist eher nicht – wie oft vermutet – dass diese Altersgruppe keine Senioren sein wollen. Das stimmt zwar auch. Entscheidender scheinen zwei andere Gründe zu sein:
- Die Gemeinde-Verantwortlichen nehmen die Lebenswirklichkeit dieser Altersgruppe bisher kaum bewusst wahr und verstehen sie deshalb auch nicht wirklich. Entsprechend kommen die Themen ihrer Lebensphase im Gemeindekontext kaum vor.
- Diese Altersgruppe wurde wohl viel stärker als Gemeinde-Mitarbeiter denn als Jesus-Nachfolger gefördert. Gemeinde ist für sie oft solange relevant, wie sie aktiv mitarbeiten. Nach der aktiven Mitarbeit und Mitverantwortung ist jetzt auch in der Gemeinde Feierabend und Ruhestand angesagt.
Die Lebenswirklichkeit dieser Altersgruppe haben wir uns bewusster gemacht. Dazu dienten neben den soziologischen Erkenntnissen vor allem die Ergebnisse der Reflexionsprozesse, die wir im Vorfeld dieses Weiterbildungskurses in drei verschiedenen Gemeinden gemacht haben.
Wie können Gemeinden relevant bleiben für Menschen in der zweiten Lebenshälfte?
Und dann stand logischerweise die Frage im Raum, wie Gemeinden relevant bleiben können für Menschen in der zweiten Lebenshälfte. Wir suchten praxisnahe Antworten und neue Perspektiven für diese Zielgruppe und für das Miteinander der Generationen. Unter anderem haben wir den Erfolg und das Scheitern einiger Konzepte und Prozesse reflektiert und neue Ansätze angeschaut, teilweise auch gemeinsam entwickelt. Verheissungsvoll scheinen uns beispielsweise (generationenübergreifende) Lerngemeinschaften sein, in denen sich Interessierte für eine beschränkte Zeit zu 1 Lernthema verbünden und auf Augenhöhe einen gemeinsamen Lernprozess gestalten.
Wer Kirche für morgen mitgestalten möchte, muss heute neue Wege denke. Nach den altern Mustern weiterzumachen, ist wenig sinnvoll. Es braucht aber eben auch Mut, einiges nicht mehr und anderes erstmals zu machen. Neues wagen schliesst die Bereitschaft zum Scheitern mit ein.
Die nächsten Kurse der Akademie GenerationPLUS
- Kurs 1: Begleitungskompetenz Begleitung und Förderung von Menschen in besonderen Phasen und Übergängen ihres Lebens:
– 05./06.09.2025: Männedorf, Schweiz
– 31.10./01.11.2025: Ev. Stadtmission Ludwigshafen, Deutschland - Kurs 2: Der Schatz meiner Lebensgeschichte Ressourcen der eigenen Biografie und Persönlichkeit für die Gestaltung der nächsten Lebensjahre fruchtbar machen:
– 09./10.01.2026: Mosaik-Kirche Neftenbach, Schweiz
– 30./31.01.2026: Ev. Christusgemeinde Linden, Deutschland - NEUER Kurs: Umgang mit Sterben und Tod am 27./28.03.2026 auf dem Chrischona Berg, Schweiz

Autor: René Winkler,
Gastgeber des Podcasts Vorwärtsleben und Leiter Weiterbildung Theologisches Seminar St. Chrischona (TSC)