Alte Liebe

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Welches Bild taucht da vor deinem inneren Auge auf? Für mich ist es zunächst eine Aussichtsplattform in Cuxhaven direkt an der Elbe. Wir gehen zur „Alten Liebe“ hieß es Sonntagsnachmittags, wenn meine Eltern mit uns zum obligatorischen Sonntagsspaziergang losgezogen sind.

Nun hat uns eine Freundin vor kurzem ein Buch geschenkt mit dem Titel: „Alte Liebe!“ von Elke Heidenreich und Bernd Schroeder. „Ist es also soweit?“ war mein erster Impuls. Aber dann habe ich im Urlaub diesen Dialogroman berührt und mit Vergnügen gelesen ….

Alte Liebe rostet nicht, sagt man. Aber die Zeit ist nicht spurlos vorbeigegangen an Lore und Harry. Fast vierzig Jahre sind sie verheiratet. Harry wollte eigentlich Architekt werden, ist aber im Bauamt gelandet und plötzlich pensioniert. Lore ist leidenschaftliche Bibliothekarin, organisiert Lesungen und fühlt sich einigermaßen unersetzbar. Wobei manchmal, da kommen ihr auch Zweifel: Ist das alles richtig so? In einem sind sich die beiden einig: Ihre Tochter Gloria hat alles Mögliche im Leben falsch gemacht. Woran liegt es wohl? Einig sind sie sich nicht, ob sie zur Hochzeit fahren. Immerhin ist es mittlerweile die dritte. Heidenreich und Schroeder erzählen in spannenden und selbstironischen Szenen die Geschichte eines Ehepaares zu Beginn des Ruhestands:

„Lore, ich liebe dich!“
„Harry, was ist in dich gefahren – ist dir nicht gut?“
„Ich möchte mich dafür entschuldigen, dass ich neben dir ein sturer, alter Zausel geworden bin.“
„Ich nehme die Entschuldigung an. Und – äh – ist denn Besserung in Sicht?“

Manchmal dachte ich beim Lesen, oh Schreck! Dann wieder musste ich ziemlich schmunzeln. Und plötzlich der Gedanke: „Was andere wohl über uns schreiben würden?“ „Alte Liebe?“ Ja, genau. Mein Mann und ich gehören dazu. Und jetzt? Wie kann „Alte Liebe“ gelingen auch dort, wo es uns herausfordert? Wir kennen einige Paare, die zu Beginn des Ruhestands festgestellt haben: Wir schaffen es einfach nicht, zusammen zu bleiben und miteinander alt zu werden. Was für ein Schmerz! Kann man – können wir – etwas tun? Wo könnte er liegen, der Schlüssel zu einem tragfähigen und liebevollen Miteinander im „dritten Drittel“?

Ein paar Dinge sind mir spontan eingefallen, die ich bei anderen beobachte, und auch selbst immer wieder versuche: Nicht aufhören, einander Gutes zu tun. Den anderen ermutigen – auch Männer werden gerne gelobt! Einander zu unterstützen, nicht nur bei den täglichen Arbeiten, sondern auch gemeinsam zu tragen, was gerade anliegt. Gemeinsame Zeiten – aber auch jede und jeder für sich. Vielleicht etwas Neues auszuprobieren, was uns verbindet: Wir haben uns ein aufblasbares Schlauchkanu gekauft und sportliche E-Bikes um miteinander unterwegs zu sein. Und der ultimative Schlüssel: Nicht aufhören, miteinander zu reden!

Alte Liebe? Eine Garantie gibt es nicht. Aber versuchen möchte ich es und weiterlernen. Da oder dort am liebsten mit einem Augenzwinkern.

Christiane Rösel

Buchtipp

Elke Heidenreich
Bernd Schroeder

Alte Liebe

Erschienen bei Hanser
Preis: 22,- €

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