Leidenschaft und Ernüchterung

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«Nicht mehr müssen!» ist das, was viele Frischpensionierte so schätzen. Morgens etwas länger schlafen und ausgiebig Zeit haben zum Frühstücken. Und dann schauen wir mal … Wenn man doch «etwas muss», hat das in der Regel mindestens bis morgen Zeit. So ist es angenehm. Zumindest so lange, wie man dem Arbeitsalltag emotional noch sehr nahe ist und noch weiß, wie es wäre, wenn man wieder zur Arbeit müsste. Dieses Gefühl der Erleichterung hält sicher «eine Urlaubszeit lang» an, vielleicht auch zwei.  

Ähnlich empfinden es viele, wenn sie ihre Aufgaben in der Gemeinde in jüngere Hände geben können. «Nicht mehr müssen!» und die Verantwortung abgeben können – das ist wohltuend. Dieses «Wohl» hält auch eine Zeitlang, vielleicht sogar zwei. Und dann? Ja, dann geht es irgendwie weiter. Einige kommen richtig in Fahrt. Andere verfallen in einen regelrechten Trott. Der Alltag füllt sich irgendwie. Mit Allerlei. Ob das Leben erfüllend ist, ist noch nicht ganz klar, auch wenn es voll wird. Es ist ja auch eine Typsache, ob man durchschnittlich zufrieden weitertrottet oder ins Grübeln kommt. Kann’s das sein? Geht das jetzt so weiter, immer weiter? Aber wohin denn? Oder im Rückblick: «War’s das jetzt?» Was ist mit dem, wofür ich mich all die Jahre eingesetzt und manchmal aufgeopfert habe? War viel Wichtiges nicht doch bloß heiße Luft? Viel erwartet. Auf Vieles gehofft. Vergeblich? Grübelei fühlt sich übel an. Aus dem engagierten christlichen «nüchtern und wachsam», wird beim einen oder anderen ganz viel Ernüchterung.

Nicht länger darüber nachdenken wäre allerdings bedenklich. Bleiben wir nüchtern: Engagement ermüdet! Aufopferung sowieso. Dass dann nicht mehr alles «wie geschmiert» läuft wie auch schon, ist logisch und war zu erwarten. Dass uns Ernüchterung zusetzt und unsere Leidenschaft erstickt, muss allerdings nicht sein. Darf nicht sein! Aber wie geht es anders? «Das sind also die Gründe, weshalb wir uns nicht entmutigen lassen. Mögen auch die Kräfte unseres äußeren Menschen aufgerieben werden – unser innerer Mensch wird Tag für Tag erneuert.» So das Statement aus dem Paulusteam (vgl. 2. Korinther 4,16). Nicht schuften, bis der Glaube abgenützt ist. Mit täglich erneuerter Leidenschaft leben! Das geschieht und gelingt Paulus & Co aufgrund der tauglichen Blickrichtung (vgl. 2. Korinther 4,17-18).

Darüber lohnt es sich nachzudenken. Wir sollten darüber reden. Miteinander. Klinke dich ein und schreibe uns deine Erfahrungen. Schreib uns auch, welche Wege und Sackgassen du bereits kennst. Das wird uns für unsere Podcast-Gespräche inspirieren.

René Winkler

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